Sagen und Legenden

Wie die Aufseßer die rote Rose in ihrem Wappen erhielten

Vor vielen Jahrhunderten fand lrgendwo im deutschen Lande ein festlichesTurnier statt. Von weither waren viele stattliche Ritter und gewaltige Kämpfer gekommen, um in ritterlichem Kampf ihre Kräfte zu messen. Auch der junge Ritter von Aufseß war mit einigen Knechten erschienen. Viel Volk umsäumte den eingefriedeten Turnierplatz. Die vornehmen Gäste aber, Vertreter angesehener Rittergeschlechter mit ihren Frauen und Töchtern, saßen auf einem Balkon nahedem Kampfplatz. Eben hatte der Turniermarschall den Kampf freigegeben und schon prallten die Kämpfer zur Pferde dröhnend aufeinander. Staub wirbelte auf, Schreie ertönten, Pferde und Reiter konnte man stürzen sehen. Bald saßen nur noch zwei Ritter fest und unverletzt zu Pferde. Ein erbitterter und hitziger Kampf begann. Da wankte einer der Streitenden und stürzte verwundet von seinemsich wild aufbäumenden Roß. Nun stand der Sieger fest und brausender Jubelklang auf. Es war der junge Ritter von Aufseß. Ergeben ritt er zu dem Balkon und erwies durch Senken seines Schwertes den Edlen auf der Empore seine Reverenz. Da warf ihm ein Edelfräulein als Zeichen der Anerkennung für seinen ritterlichen Kampf und als Hochachtung vor dem Sieger eine rote Rose auf sein blauweißes Schild. Seither tragen die Ritter von Aufseß eine fünfblättrige Rose in ihrem Wappen.

Das Teufelsholz bei Aufseß

Über das Teufelsholz bei Aufseß berichtet die Sage, daß dort ein Ritter aus dem Geschlechte der Aufseßer bei einem Kreuzweg den wilden Jäger getroffen habe, welcher sich dem Aufseßer anschloß. Die beiden jagten nun eine Zeitlang miteinander. Der wilde Jäger zeichnete sich da besonders durch seine Treffsicherheit aus, worüber sich der Aufseßer sehr verwunderte. Der wilde Jäger versprach ihm auch diese übernatürlichen Kräfte zu verschaffen,wenn er sich ihm ganz anvertraue. Der lustige, übermütige Aufseßer war mit diesem Vorschlag einverstanden und noch in derselben Nacht haben sie im Teufelsholz bei Aufseß um 12 Uhr über unheimlich knisterndem Feuer Freikugeln gegossen. Vorher mußte der Aufseßer sich dem wilden Jäger zu eigen geben. Die gegossenen Freikugeln trafen jedes Ziel. Gleichzeitig ließ der Aufseßer sein Schwert von diesem unheimlichen Feuer durchglühen. Das Schwert wurde dadurch so haarscharf und hart, daß der Aufseßer bei einem Zweikampf seinen Gegner vom Scheitel bis zur Sohle durchspaltete. Fortan fürchtete ihn alles und vermied, mit ihm in Streit zu kommen. Er aber führte abenteuerliche Pläne aus und alles gelang ihm; denn der wilde Jäger half ihm jederzeit. Oft hörte man den Aufseßer durch den Wald reiten und manglaubte, eine ganze Heerschar käme; aber er war nur allein - unsichtbar anseiner Seite der wilde Jäger. Bei Wein, Jagd und Festgelage vergingen demlustigen Aufseßer rasch die Tage und bald nahte die Zeit heran, wo er dem wilden Jäger mit Leib und Seele verfallen sollte. Er schloß sich in seine Burg ein und verriegelte alle Türen. Zweimal schon hatte der wilde Jäger nachts an das Burgtor geklopft, ohne eine Antwort zu erhalten. Da kam der Aufseßer auf einen Gedanken. Er schickte seinen stärksten Knecht mit seiner eigenen scharfen Klinge dem wilden Jäger entgegen und gebot ihm, tüchtig auf den Jäger einzuhauen. Am Teufelsholz traf der Knecht den wilden Jäger. Sie fochten - beide gleich stark - fast eine ganze Nacht durch. Erst gegen Morgen entschwand der wilde Jäger, indem er noch lachend sagte: "Grüß mir deinen Herrn und sage ihm, er entkommt mir nicht." Mit Schrecken vernahm diese Kunde der Aufseßer und bedauerte, daß dies Mittel nichts geholfen hatte. Nun wollte er eine andere Art versuchen. Als der wilde Jäger um 12 Uhr nachts wieder an das Burgtor klopfte, öffnete er und lud den wilden Jäger freundlich ein, mit ihm Wein zu trinken. Sie saßen im Rittersaal und leerten zusammen manchen vollen Becher. Vorher aber hatte der Aufseßer dem Wein des wilden Jägers etwas Schlafwurzel beigemischt, was auch bald wirkte. Nun warfen sie ihn ins Burgverlies. Als der wilde Jäger erwachte, war er wütend darüber; aber es half alles nichts; er war fest eingeschlossen. Nach einem uralten Gesetz durfte der wilde Jäger, wenn er gewaltsam gefangen, nur auf demselben Wege den Raum wieder verlassen, durch den er hereingekommen war. Er konnte sich zwar unsichtbar machen; aber die Tür hatte nach innen kein Schlüsselloch, durch welches er entschlüpfen konnte. Nach drei Tagen klopfte außen der Aufseßer und fragte spöttisch, wie es ihm gehe und ob er auf seine Forderungen verzichte. Der wilde Jäger verneinte; so ließ er ihn nochmals drei Tage schmachten. Aber erst am siebenten Tage verzichtete der wilde Jäger auf seine Forderung und gab dem Aufseßer sein Versprechen zurück. So ward der Aufseßer gerettet. Den wilden Jäger aber ließ der Aufseßer von seinen Knechten aus der Burg hinauspeitschen. Doch die Rache des wilden Jägers blieb nicht aus. Obwohl der Aufseßer von dieser Zeit an nur mit seinen Mannen ausritt, fand man ihn doch eines Tages tot im Teufelsholz liegen. Das war die Rache des wilden Jägers.

Die kleine Spinnerin von Aufseß

Jahr für Jahr in den Zwölf Nächten erscheint auf einem Kreuzweg bei Aufseß die sogenannte "kleine Spinnerin". Sie sitzt mit einem Spinnrocken und Spinnrad in der Mitte des Weges und netzt ihren Faden mit Regen, Schnee oder ihren Tränen. Es handelt sich um den Geist einer Dienstmagd, die aus Angst vor Eltern und Nachbarn einst ihr Neugeborenes umgebracht hat. Die Erscheinung ist von einem seltsamen Licht umgeben, und bisher wagte es niemand, sich ihr zu nahen. Ihre Erlösung ist jedoch möglich, wenn sie ein gottesfürchtiger Mensch anzusprechen wagt und ihr sagt, daß nach so langer Buße Gott ihr diese Sünde vergeben wird.

 

(nach einer alten Aufseßerin):

Als ich noch jung war, da haben die Alten öfters von einer Spinnerin erzählt. Die habe in den Heiligen Nächten an einem Kreuzweg nahe beim Dorf gesessen und gesponnen. Wasser zum Netzen ihres Fadens hat sie nicht nehmen dürfen, nur ihre Tränen. So hat sie auf Erlösung gewartet, die arme Seele. Aber bloß ein gottesfürchtiger und ganz reiner Mensch konnte sie erlösen, wenn er in der Mitternacht bei ihr vorbeikam und einen Segen sprach.

Der geheimnisvolle Pferdestall

Vor vielen Jahren wurde ein Ritter von Aufseß eines Tages, als er von einem Ausritt zurückkam, von seinen Bedienten heimtückisch im Pferdestall erschlagen. Heimlich verscharrte man seinen Leichnam eiligst unter den Bruckhölzern des Stalles. Am nächsten Tage wurden die Pferde ohne sichtbaren Grund unruhig, bissen und schlugen. Kein Pferd war mehr in diesen Stall hineinzubringen, auch wenn man es mit zwanzig Ketten angehängt hätte. Seither soll man zu Mitternacht immer diesen Ritter klopfen hören und meint, er steche sein Bier an.

Der bestrafte Teufelsbeschwörer

Karl Holley war ein Diener des Christoph Ludwig von Aufseß. Er war noch schlimmer als sein Herr. Auch er hielt es mit dem Satan. Er konnte ihn beschwören und ließ sich von ihm beraten, wenn er es für nötig hielt. Karl Holley zog mit seinen Kumpanen durch die Gegend. Keine Frau und kein Mädchen waren mehr sicher. Überall in den Wirtshäusern konnte man das wüste Grölen der Aufseßer hören, die beim Fressen und Saufen saßen. Aber einmal ging's ihnen schlecht. Wie es wieder um die Mitternachtszeit auf schlimmen Wegen ging, kam ein Hagelwetter mit so fürchterlichen Blitzen, mit so entsetzlichen Donnerschlägen und mit so höllischem Geheul, daß sich Karl Holley in der Kirche unterstellte. Da öffnete sich neben dem Altar ein tiefer Schlund in die Erde. Heraus fuhr ein entsetzlicher Drache, der den Kerl packte und mit ihm in der Kluft verschwand. Danach schloß sich die Erde wieder, so daß niemand nur einen Riß sehen konnte.